Die wichtigsten Online Plattformen für DJs und Liebhaber unabhängiger Clubmusik sind Soundcloud, Mixcloud, Beatport, Juno, Hypemachine…? Das dachte ich auch immer. Nur einen Kandidaten hatte ich dabei viel zu wenig auf dem Zettel: Die olle Tante YouTube.

B-Seiten in voller Länge

Mir war schon klar, dass YouTube eine gigantische Musikmaschine ist. Aber vornehmlich doch eher, um besoffen auf Privatparties alte 80er Schinken rauszukramen. Oder um Remixe von Popstücken zu hören. Was ich hingegen lange sträflich unterschätzt oder schlicht verdrängt habe: Auf YouTube findet man eine unglaublich hohe Dichte an Clubreleases – inkl. aller Remixe und B-Seiten. Und zwar in voller Länge. In Worten: INVOLLERLÄNGE. Das ist in sofern bemerkenswert, als dass auf allen MP3 Online Shops das Reinhören in Songs zeitlich immer noch stark begrenzt ist. Selbst auf Soundcloud werden von den Labels immer häufiger nur gekürzte Previews eingestellt.

Für Club Musik bedeutet das, dass man sich oft kein wirkliches Bild über das Arrangement und die Dramaturgie eines Tracks machen kann. Eigentlich kann man nur hören, ob einen der Grundgroove und die Stimmung des Stücks ansprechen. Das führt dazu, dass man auf der einen Seite jede Menge langweilige Tools kauft, weil einem beim Reinhören gar nicht aufgefallen ist, wie wenig im Track passiert. Auf der anderen Seite übersieht man aber auch viele gute Stücke, weil man nicht die Chance hatte, sie richtig auf sich wirken zu lassen.

YouTube vermeidet Fehlkäufe

Mit YouTube ist das vorbei. Im Prinzip ist das so, als ob einem der Plattenladen die Scheiben erstmal ausleihen würde, um sie zu Hause in Ruhe durchzuhören. Mit YouTube kann man jeden Track in voller Länge hören, bevor man ihn sich anschafft. Man muss es nur machen. Außerdem macht es YouTube durch Playlists und gute Algorithmen sehr einfach, neue Musik zu entdecken, die einem gefällt. Wobei “neu” nicht notwendigerweise heisst, dass es sich um frisch veröffentlichtes Material handelt. Gerade für Amateure oder Semiprofis ist das aber völlig ok. Es hilft einem dabei, nicht mehr ganz taufrische Clubhits aufzuspüren, die man verpasst hat.

So manchem von Euch mag das längst klar gewesen sein. Ich hingegen gebe zu: Ich habe erst spät damit angefangen, die Videoplattform konsequent zur Musikbeschaffung zu nutzen. Falls Ihr es bisher nicht tut, solltet Ihr direkt damit anfangen. Für mehr Spaß und weniger Fehlkäufe.